Schlagwort: Bundestagswahl

  • Bundestagswahl 2025

    Bundestagswahl 2025

    Die Bundestagswahl ereignete sich am Sonntag, den 23. Februar 2025. Am Abend zuvor hatte Friedrich Merz (CDU) noch einmal kräftig gegen „Linke und Grüne Spinner“ ausgeteilt, und sich später dahingehend korrigiert, dass damit nicht die Politiker, sondern deren Wähler gemeint sind – insbesondere die, die zu dem Zeitpunkt vor dem Gebäude demonstriert haben. Fraglich, ob das wirklich versöhnlicher ist.

    Das neue Parlament: CDU, AfD, SPD, Grüne, Linkspartei

    Das Wahlergebnis war sehr nah den Prognosen. Die CDU wurde mit 28,5 Prozent der Stimmen wie zu erwarten die stärkste Kraft, während die Kanzlerpartei SPD mit Olaf Scholz und 16,4 Prozent der Stimmen das historisch schlechteste Ergebnis einfuhr und noch klar abgeschlagen hinter der AfD (20,8 Prozent) landete, die ihr Ergebnis verdoppeln konnte und knapp jeden zweiten Nichtwähler auf sich vereinte. Die Grünen verloren ebenfalls Stimmen und landeten bei 11,6 Prozent, während die Linkspartei – wenige Wochen und Monate vorher noch totgeglaubt – am Ende bei über 8 Prozent landete. Dies war sehr starken Social Media-Kampagnen der Partei zu verdanken, beispielsweise Frau Reichinnek und die Aktion Silberlocke mit Ramelow, Gysi und Dietmar Bartsch.

    Die klaren Wahlverlierer: FDP und BSW

    Die FDP, die zu Beginn des Abends noch bei 5 Prozent lag, wurde bis zum Ende auf 4,3 Prozent durchgereicht und scheiterte damit ganz klar am Einzug in den Bundestag – das historisch schlechteste Ergebnis der Partei. In den Medien wird dies zum Teil mit viel Häme aufgenommen, da auf das Scheitern der Ampel verwiesen wird. Das BSW stand wenige Wahlkreise vor Ende der Auszählung noch bei 5 Prozent und wäre damit in den Bundestag eingetreten. Es gab mit Köln II Süd noch einen größeren Wahlkreis, der am Ende der Entscheidende für das BSW wurde. Mit 2,8 Prozent hatte man ein sehr schlechtes Ergebnis und am Ende fehlten bei 4,973 Prozent der Stimmen aus dem gesamten Bundesgebiet nur 13.000 Stimmen. Wagenknecht klagte an, dass die Briefwahlen im Ausland nicht rechtzeitig durchgekommen sind.

    Eingeschränkte Koalitionsoptionen

    Das Ausscheiden von FDP und BSW verhinderten viele mögliche Optionen für die CDU: Die Grünen kamen nicht mehr als alleiniger Koalitionspartner infrage (was Markus Söder freuen dürfte). Darüber hinaus war ein neues Dreierbündnis, die Kenia-Koalition mit CDU, SPD und Grünen – nicht notwendig. Aus meiner Sicht wäre dies auch die denkbar schwierigste Option für das Land gewesen, da auch die SPD zugegeben hat, dass die Grünen in der Ampel-Koalition notwendige Reformen im Bereich Migration verhindert haben. Das gescheiterte Zustrombegrenzungsgesetz der CDU deckte sich in vielen Punkten übrigens stark mit dem Abkommen der SPD-Minister aus der Ministerpräsidenten-Konferenz. Übrig bleibt jedoch nur die Möglichkeit der Großen Koalition – wenn auch SPD und CDU längst nicht mehr auf Stimmanteile vergangener Wahlen kommen.

    Eine Koalition mit der AfD wurde aus bekannten und nachvollziehbaren Gründen bereits vorher ausgeschlossen. Auf Dauer wird sich jedoch die Frage stellen, wie man mit der Partei umgeht, da sie auch jetzt schon ein großes Gewicht im Bundestag haben werden und ich es nicht für demokratisch halte, unabhängig von den Absichten einer Partei die Stimmen der Wähler zu ignorieren. Wichtig wäre es, die Bedenken ernst zu nehmen und eine entschiedene und klare Politik zu machen, bei der man vor notwendigen Reformen nicht zurückschreckt. Es bleibt die Frage offen, ob sich die AfD mehr und mehr Richtung nationalistischem Flügel um den Thüringer Fraktionschef Höcke radikalisiert, wie viele meinen, oder liberale Kräfte wie Beatrix von Storch und Alice Weidel noch gegensteuern können.

  • Ampel-Ende und ein kurzer Wahlkampf

    Ampel-Ende und ein kurzer Wahlkampf

    Ampel-Aus

    Der 6. November 2024 wird als ein ganz besonderer Tag in die Geschichte eingehen. In den USA gewinnt Donald Trump die Wahl zum 47. Präsidenten mit Majority Vote und Mehrheit im Repräsentantenhaus und wird damit sehr gut seine Ideen umsetzen können. Am Abend entlässt Kanzler Olaf Scholz (SPD) Finanzminister Christian Lindner (FDP), woraufhin alle Minister der FDP von ihrem Amt zurücktreten und damit das Ende der Ampel-Koalition besiegeln.1 Einzige Ausnahme bildet Volker Wissing, der aus der Partei austritt und weiterhin Verkehrsminister bleibt. Das vorzeitige Ende der Regierung ist der negative Höhepunkt von drei Jahren voller Streit und subjektiv wenig umgesetzten Inhalten. Damit wird ein kurzer und intensiver Wahlkampf eingeleitet.

    Ein schleichender Wahlkampf ..

    Die CDU hatte bereits vorher in der Oppositionsrolle mehr und mehr Abstand zur CDU der Merkel-Ära erkennen lassen und signalisiert, dass sich vieles wird ändern müssen. Die anderen Parteien, insbesondere auch SPD und Grüne, machten die FDP mit der Verhinderungspolitik und dem Wiedereröffnen beschlossener Anträge für das Scheitern der Politik verantwortlich. Gleichzeitig positionierte man sich mit bei einigen Inhalten wie Wirtschaft so, als wäre zuvor nicht an der Regierung gewesen. Vieles lief also so, wie man es von Regierungen und Oppositionsparteien schon länger kennt und hört.

    Bis wenige Wochen vor der Bundestagswahl hatte der Wahlkampf keine klaren, großen Themen – obwohl eigentlich so viele Dinge angepackt werden müssen. Insbesondere für Kleinstparteien bestand jedoch bis zur Bundestagswahl die Herausforderung, sich überhaupt in Form von Wahllisten richtig aufzustellen. Der sehr kurze Straßenwahlkampf war für diese Parteien ebenfalls ein Nachteil.

    .. wird intensiv

    Am 23. Januar 2025 ereignete sich in einem Park in Aschaffenburg ein Messerangriff auf eine Kindergarten-Gruppe durch einen ausreisepflichtigen Afghanen, bei dem ein zweijähriges Kind und ein Erwachsener, der zur Hilfe eilen wollte, schwer verletzt wurden und später im Krankenhaus ums Leben kamen.2 Neben den leider schon zu selbstverständlich gewordenen Beileidsbekundungen der Politiker auf Social Media und im TV hatte der Wahlkampf für die CDU nun sein Schwerpunkt-Thema erhalten. Die Migrationsdebatte war neu entbrannt und man veröffentlichte einen Fünf-Punkte-Plan, den die CDU als Voraussetzung für einen Koalitionsvertrag machte. Ein Aspekt des Plans war es, die Grenzen dauerhaft zu kontrollieren um illegale Migration zu unterbinden.

    Am 29. Januar brachte die CDU einen Antrag in den Bundestag ein, der Mithilfe der Stimmen der AfD-Fraktion angenommen wurde.3 Große Teile der Gesellschaft fanden hier die Brandmauer als gefallen an, während Andere argumentierten, dass die CDU den Entwurf ausschließlich an SPD und Grüne adressiert hatte und ein Austausch über Mehrheiten in der Mitte jederzeit möglich gewesen wäre. Aus diesem denkwürdigen Ereignis, welches durch die knappe Ablehnung des Zustrombegrenzungsgesetzes am 31. Januar 2025 noch ein wenig eingegrenzt wurde, entfachte sich eine Debatte, die die nächsten Tage im Bundestag und spätestens dann auch auf den Straßen bei Demos gegen Rechts entfachte, wo in den verschiedenen Städten nahezu jeden Tag hunderttausende Menschen auf die Straße gingen, ihren Unmut äußerten und für eine vielfältige Gesellschaft eintraten. Hierbei wurde die CDU zum Steigbügelhalter der AfD erklärt und vergleiche zu 1933 wurden lauter. Parteizentralen der CDU wurden von linken bis linksextremen Gruppierungen besetzt und zum Teil auch Parteiverbote gefordert.

    TV-Duelle

    Auch in den nahezu täglich stattfindenden TV-Duellen in den letzten zwei Wochen bis zur Wahl war das Thema Migration und das Abstimmungsverhalten der CDU das allererste und das größte Thema. Als Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks empfand ich manche TV-Debatten als sehr positiv, insbesondere von der Moderation, während andere Debatten in lauten Wortgefechten oder absurden Fragestellungen durch das oftmals sehr klar einer politischen Richtung zuordbare Publikum oder die Moderation ausarteten. Negativ-Highlight war hier die ZDF-Sendung, bei der während der Vorstellung von sieben Parteivertretern nur bei der Herr von Aken (Linkspartei) und Herr Banaszak (Grüne) geklatscht wurde und später von Aken Herr Chrupalla (AfD) zurief, er solle seinen „rechten Rand halten“. In anderen Formaten wurde hingegen das Publikum, zum Teil über Video, sehr gut eingebunden und das Meinungsspektrum der Fragesteller hat sehr gut verdeutlicht, welche Themen in Deutschland auf der Agenda stehen und wie groß die Herausforderungen bei diesen Themen sind. Dort durfte jeder Politiker ausführlich seine Standpunkte darlegen – so wünsche ich mir das öfter.

    1. https://www.tagesschau.de/inland/ampel-aus-100.html ↩︎
    2. https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/aschaffenburg-messerangriff-100.html ↩︎
    3. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/migration-antrag-union-100.html ↩︎